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LinuxFocus article number 306
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von Guido Socher (homepage)

Über den Autor:

Guido mag Linux, weil es sehr flexibel ist und viel mehr Möglichkeiten bietet, als jedes andere Betriebssytem.



Übersetzt ins Deutsche von:
Guido Socher (homepage)

Linux auf dem Desktop: Ein Computer für Mama

mom desktop

Zusammenfassung:

Meine Mutter gehört zu einer Generation, die ohne Computer aufgewachsen ist. Dieser Artikel ist vermutich gültig für die meisten Leute, die einen Computer erst nach ihrem 60. Lebensjahr benutzt haben.

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Einführung

Meine Mutter benutzte tatsächlich den Computer schon seit einigen Jahren, aber es war immer eine spezielle Maschine, wo aus DOS heraus direkt die Textverarbeitung gestartet wurde. Nichts anderes war auf diesem Computer installiert. Dieser Computer war nur eine bessere Schreibmaschine.

Nun, da ihre Kinder das Haus verlassen haben und anderswo leben, wollte sie das Internet nutzen, um die neusten Fotos ihrer Enkelkinder zu sehen oder um E-Mail zu schicken.

Meine Geschwister hatten Mama einen Windows 98 Computer gegeben, weil das am benutzerfeundlichsten und deshalb das Beste für Mama sei. Nach einigen Computerkursen und langen Abenden mit "bitte hilf mir" Anrufen verschwand die ursprüngliche Begeisterung für den Computer immer mehr. Die Idee eines Computers für Mama war mehr oder weniger aufgegeben.

Es gab einfach zu viele Probleme:

 

Linux auf dem Desktop

Nachdem schon fast jeder aufgegeben hatte, schlug ich vor: Lasst uns Linux installieren.

Unter Linux kann man zwischen verschiedenen Desktops und Windowmanagern wählen. Man kann Dinge konfigurieren, die in anderen Betriebssystemen völlig unmöglich sind. Die Konfiguration erfordert Zeit, aber es ist möglich.

Ich entschloss mich, fvwm2 als Desktop und Windowmanager zu benutzen. Leute, die Linux schon lange vor KDE und Gnome benutzt haben kennen fvwm2 sicher. Es war ein sehr populärer Windowmanager bis etwa 1996. Seine Vorteile sind:

Ich konfigurierte eine Leiste mit Knöpfen (button bar) wo Mama alles starten konnte, was sie brauchte: Ich konfigurierte fvwm2 so, dass sie niemals einen Doppelklick brauchen würde. Die einzige Stelle an der ursprünglich ein Doppelklick nötig war, war das De-iconise einer Applikation. Ich änderte es so, dass man mit einem einzigen Klick auf das Icon das Fenster wieder öffnen konnte. Das Doppelklickproblem war somit schon gelöst.

Als Textverarbeitung benutzte ich Ted (http://www.nllgg.nl/Ted/ ). Es ist eine sehr einfache Textverarbeitung, aber sie bietet alles, was Mama zum Schreiben von Briefen braucht. Je weniger kompliziert eine Applikation ist, desto besser.

Auf dem Rechner konfigurierte ich für Mama eine kleine Homepage. Beim Einloggen startet der Mozilla Firebird Webbrowser automatich mit dieser Seite. Diese Homepage enthielt einen Text, in dem alle Applikationen, die Mama benutzen sollte, kurz beschrieben wurden.

Für E-Mail benutzte ich lfwmail. Es ist ein sehr einfaches, aber voll funktionstüchtiges Mime-kompatibles E-Mail Programm. Am wichtigsten: Es unterstützt keine Ordner. Man kann also Mail nicht versehentlich verlieren, wenn man etwas in einen falschen Ordner schiebt. Alle E-Mails sind in einer Liste, die zeitlich sortiert ist. Das ist genau, was Mama brauchte.

lfwmail ist ein Webmail Programm, aber ich installierte den Apache Webserver auf dem Rechner, so dass es praktisch ein lokales Programm ist, das einfach über den Webbrowser bedient wird.

 

Online gehen

Das Konzept des Computers war so, dass alles ganz einfach zu benutzen sein sollte. Ich benutzte gpppwrap als eine Applikation, um über Modem online zu gehen. Der Internet Service Provierder war vorkonfiguriert und gpppwrap hat lediglich zwei Knöpfe: "online gehen" oder "offline". Ich änderte gpppwrap so, dass es die IP Adresse anzeigte, wenn der Rechner mit dem Internet verbunden war. Warum? So kann ich aus der Ferne helfen!  

Aus der Ferne helfen

Glaube nicht den Leuten, die sagen, dass grafische Applikationen intuitiver sind. Grafische Applikationen können oft recht verwirrende Dialogfenster öffnen und wenn man nicht sehen kann was eine andere Person auf dem Bildschirm sieht, ist es fast unmöglich, zu helfen.

Dieses Problem gibt es auf der Kommandozeile nicht. Einige Kommandos über das Telefon zu buchstabieren, ist sehr einfach und die andere Person muss sie einfach nur eintippen. Problem gelöst. Es war deshalb sehr gut, die Möglichkeit zu haben, ein xterm Fenster zu starten. Unter Linux kann man fast jedes Problem auch auf der Kommandozeile lösen.

Zusätzlich konfigurierte ich sshd. Ich kann dann Mama bitten, mir ihre IP-Adresse zu geben und so kann ich mich einloggen und Software installieren oder Probleme aus der Ferne lösen. Sehr angenehm.

 

Wie der Rechner aussieht?

Hier ist ein Foto des Desktops. Man sieht, wie eine CD mit Fotos gerade in gqview betrachtet wird und man sieht das lfwmail E-Mail Programm im Webbrowser.

 

Zusammenfassung

Ich habe es schon immer gewusst: Linux ist das benutzerfreundlichste Betriebssystem, das man haben kann. Nun ist es bewiesen. Man kann einen Rechner genau an die Bedürfnisse des Benutzers anpassen. Das ist sicher auch sehr gut für Firmen, Schulen, Vereine, ... Ein kompetenter Systemadministrator kann wirklich die Produktivität erhöhen, indem er die Rechner genau an die Bedürfnisse der Benutzer anpasst.

Mama hat jetzt einen Computer, den sie benutzen kann. In einigen Monaten, sobald sie sich noch besser auskennt, werde ich weitere Applikationen installieren.  

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